Vergiften, enthaupten, erhängen, erschießen – Wenn im Namen des Volkes getötet wird



Veröffentlicht am 27. März 2012 von

Todesstrafen-Weltkarte, Quelle: wikimedia commons

Knapp 2000 Todesurteile wurden im Jahr 2011 laut amnesty international weltweit offiziell verhängt, die Dunkelziffer liegt weit höher. 676 Hinrichtungen sind dokumentiert, das sind 149 mehr als im Jahr davor. Die Zahl der Länder, die Todesurteile vollstrecken lässt, ist zwar von 23 auf 20 gesunken, die Tötungsfrequenz ist dafür deutlich angestiegen. Morden im Namen des Volkes oder des Gesetzes ist vor allem in China en vogue, dort gibt es keine veröffentlichten Statistiken, die Zahl der Hinrichtungen ist Staatsgeheimnis. Schätzungen sprechen von bis zu 4.000 vollstreckten Todesurteilen im Reich der Mitte, nichts Genaues weiß man nicht. Auf Platz 2 dürfte der Iran liegen, 360 Fälle sind dort dokumentiert, Schätzungen gehen von einer doppelt so hohen Zahl aus. Neben Kriminaldelikten werden hier – wie auch in Saudi Arabien und anderen arabischen Ländern – auch Tatbestände wie Ehebruch, Homosexualität oder Verunglimpfung des islamischen Glaubens mit dem Tode bestraft. In der grauenhaften Statistik folgen auf den nächsten Plätzen Saudi-Arabien (mindestens 82), Irak (mindestens 68), die USA (43), der Jemen (mindestens 41) und Nordkorea (mindestens 30). In Europa ist Lukaschenkos Weißrussland, das zuletzt noch wegen der Hinrichtung der beiden angeblichen Minsker U-Bahn-Attentäter Schlagzeilen machte, das einzige Land, in dem noch die Todesstrafe vollstreckt wird. Die meisten Todesurteile werden durch Vergiften, Enthaupten, Erhängen oder Erschießen vollstreckt, noch martialischere Methoden wie etwa das Steinigen in einigen arbaischen Ländern sind ebenfalls bekannt.

Es gibt Länder wie Japan, in denen die Todesstrafe zwar noch formell verhängt, aber de facto nicht vollstreckt wird. Die letzte Exekution liegt dort schon  20 Jahre zurück. Ende 2011 saßen nach offiziellen Angaben weltweit knapp 19.000 Menschen in Todeszellen.

Es ist an der Zeit, die Todesstrafe weltweit zu ächten und abzuschaffen. Zivilisierte Staaten haben andere Möglichkeiten, mit Straftaten umzugehen, seien sie auch  noch  so schwer. Der Abschreckungseffekt von Todesstrafen ist gering, das zeigt zum Beispiel ein Blick in die Kriminalstatistik der USA, wo trotz Todesstrafe in vielen Bundesstaaten eine deutlich höhere Straftatenfrequenz zu konstatieren ist als in vielen anderen westlichen Ländern. Dazu dürften die viel zu liberalen Waffengesetze ihren Teil beitragen.

Ich erinnere erneut an Cesare Beccarias immer noch beeindruckendes und zeitloses Plädoyer gegen die Todesstrafe aus dem Jahr 1764, über welches ich im strablog schon mehrfach berichtet habe.

 


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