Seinen Job ist der ehemalige Frankfurter Rechtsanwalt und Strafverteidiger Bernd L. (68) schon seit eineinhalb Jahren los. Damals hat die zuständige Rechtsanwaltskammer ihm die Zulassung entzogen, nachdem er eingeräumt hatte, Mandantengelder in sechsstelliger Höhe veruntreut zu haben.
Ich habe Bernd L. ein paar Monate zuvor einmal in Frankfurt getroffen, weil mehrere meiner Mandanten zu seinen Opfern gehören. Wir haben in einem durchaus kollegial geführten Gespräch versucht, eine Lösung zu finden, aber später hat der Mann sich nicht mehr dazu aufraffen können, die zugesagten Informationen zu geben und Vorschläge zu einer Regelung zu unterbreiten. Jetzt ist Bernd L., wie bei bild.de nachzulesen ist, vom Frankfurter Schöffengericht zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren mit Strafaussetzung zur Bewährung verurteilt worden. Seinen Opfern bringt das kein Geld zurück.
Bernd L. hat seit Jahrzehnten eine feste Lebensgefährtin, eine offensichtlich haltbare Ehe ohne Trauschein. Er war ein durchaus angesehener Anwalt mit einer brauchbaren Klientel. Vor ein paar Jahren hat er eine illustre Frau kennengelernt und ist ihr offensichtlich verfallen. Die Frau ist dunkelhäutig und schön, bei bild.de ist sie auf mehreren Fotos zu sehen. Und sie ist in Frankfurter Kreisen nicht ganz unbekannt, weil sie dort über Jahre hinweg als (angebliche) kongolesische Prinzessin durch die Society gewandert ist und sich unter anderem erfolgreich.für ein von ihr gegründetes deutsch-afrikanisches Kinderhilfswerk eingesetzt hat. 2009 wurde gegen Odette Maniema Krempin, so heißt die Frau mit der magischen Anziehungskraft, ein Ermittlungsverfahrens wegen des zweifelhaften Verbleibs von 80.000 Euro Spendengeldern eingeleitet, das allerdings 2 Jahre später mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt worden ist. Damals ist sie in der Frankfurter Society ein wenig in Ungnade gefallen, aber sie ist zurück. Jetzt betätigt sie sich im Rohstoffhandel mit seltenen Erden aus Afrika, auch ein dubioses, aber möglicherweise einträgliches Geschäft.
Für Bernd L. war die Begegnung mit der Frau schicksalhaft. Irgendwie war es aber ein selbstgewähltes Schicksal: der Mann hat sicher recht frühzeitig gemerkt, dass ihn die Beziehung finanziell überfordern und perspektivisch in den Ruin treiben wird. Der schwarzen Lady dürfte das auch nicht verborgen geblieben sein. Er sei der Frau zeitweise hörig gewesen, soll L. laut BILD vor Gericht gesagt haben, und das deckt sich durchaus mit meinen Erkenntnissen. Warum ist das so, dass gewisse Frauen so unglaublich viel Einfluss auf uns Männer haben können, dass wir uns – bisweilen jahrelang – gegen unsere eigene Einsicht verhalten können, frage ich mich manchmal. Schicksalhafte Verquickungen solcher Art habe ich schon reichlich oft erlebt. Einige Male hat das zu Verteidigermandaten geführt. Auch schon mal zur Verteidigung von Kollegen.
Weil der Druck seiner Gläubiger zu groß geworden war, hat Bernd L. vor ca. 2 Jahren eine Selbstanzeige erstattet und seine Situation den Strafverfolgungsbehörden offenbart. Das war wohl ausschlaggebend dafür, dass das Gericht trotz der fehlenden Schadenswiedergutmachung mit Ach und Krach noch eine Bewährungsstrafe verhängt hat.
Einer meiner Mandanten, der zu den Hauptgeschädigten gehört, hat dafür nur wenig Verständnis. „Der hat garantiert noch Geld auf irgendwelchen Auslandskonten versteckt, die wahrscheinlich auf andere Namen lauten“, hat er mir gesagt. „Ich schaue in die Röhre und der muss nicht einen Tag in den Knast!“ Ob das mit dem Geld stimmt, vermag ich nicht zu sagen. Und als Strafverteidiger schreie ich auch nicht nach harten Strafen. Aber ein wenig verstehen kann ich meinen Mandanten schon.
Kategorie: Strafblog
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