Vor dem Düsseldorfer Landgericht findet derzeit ein Verfahren gegen drei Männer und eine Frau aus Vietnam statt, die im März diesen Jahres in einer alten Bunkeranlage im Stadtteil Gerresheim festgenommen worden waren. Eigentlich ging es damals um eine Razzia gegen einen Rockerclub, der in dem Bunker ein Lokal betrieb und ins Visier der Ermittler geraten war. Von der Plantage ahnte niemand etwas und auch die Rocker hatten wohl keine Ahnung davon. Eher zufällig waren die Ermittler auf eine Marihuana-Plantage gestoßen, die immerhin 3.000 Cannabis-Pflanzen umfasste und damit zu den größten bislang in Nordrhein-Westfalen entdeckten Plantagen gehört. Laut rp-online traf die Polizei vor Ort die Vietnamesen an, die unter unsäglichen Bedingungen in dem Bunker hausten und für die Aufzucht der Pflanzen zuständig waren. 160 Kilo erntereifes Marihuana hätten die Beamten vorgefunden, die unter 170 Spezialglühlampen mit einer Leistung von jeweils 600 Watt aufgewachsen waren. Der Strom war illegal und mit zum Teil blanken Kabeln unter Umgehung des Zählers aus der Stromleitung abgezwackt worden.
Zwischen 27 und 44 Jahre sind die „Drogengärtner“ alt, drei von ihnen sollen gegen jeweils 11.000 Dollar Bezahlung über Russland und Polen nach Deutschland eingeschleust worden sein, um hier Geld zu verdienen, mit dem sie ihre kinderreichen Familien in Vietnam unterstützen wollten. Der jüngste Angeklagte war als „boat-people“-Flüchtling über Indonesien und Thailand in die Niederlande gekommen. Er war zuletzt arbeitslos gemeldet und soll seine Landsleute in der Bunkerplantage mit Nahrung versorgt und betreut haben. Die wiederum hausten monatelang im 5. und 6. Stockwerk der Bunkeranlage in einem fensterlosen verwinkelten Labyrinth mit insgesamt neun Räumen und sorgten für die Pflege und Versorgung der wertvollen Pflanzen.
1.000 Euro monatlich wollten die Auftraggeber nach Angaben der angeklagten Frau als Lohn direkt an ihre Familie nach Vietnam überweisen, ob dort aber jemals Geld angekommen ist, wisse sie nicht. Jetzt wird das Elend der Familie wohl weitergehen. Alle Angeklagten haben eine mehrjährige Freiheiststrafe zu erwarten und werden dann wohl abgeschoben werden. Es sind zwei weitere Verhandlungstage vorgesehen. Die Ermittlungen nach den Betrteibern der Plantage dauern derweil an.
Kategorie: Strafblog
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