Runde 10 Minuten wurde am heutigen 76. Verhandlungstag im Hamburger Piratenprozess verhandelt, bevor es zur ersten Unterbrechung kam. Bis dahin hatte der Kammervorsitzende Dr. Steinmetz es immerhin geschafft, die Anwesenden zu begrüßen und einen Vermerk des Bundeskriminalamtes über ergebnislos gebliebene Ermittlungen zu verlesen, die im Hinblick auf einen von der Verteidigung des lebensältesten Angeklagten gestellten Beweisantrag unternommen worden seien. Mit dem Antrag verfolgt die Verteidigung nach wie vor das Ziel, die Vernehmung von indischen Besatzungsmitgliedern der Dhau durchzusetzen, die als sogenanntes Mutterschiff gekapert worden war, um damit auf hoher See zu kreuzen und ein lohnenderes Entführungsobjekt – in diesem Fall die in Deutschland registrierte MS Taipan – zu finden.
15 Minuten Pause, dann wurde ein Beschluss verkündet, mit dem der Beweisantrag abgelehnt wurde. Das Gericht kündigte an, die Beweisaufnahme erneut zu schließen. Damit war erwartungsgemäß die Verteidigung nicht einverstanden und erbat eine einstündige Unterbrechung, um einen unaufschiebbaren Antrag zu prüfen. „Das soll dann so sein“, meinte der Vorsitzende, und so warten wir übrigen Verteidiger jetzt in der Gerichtskantine darauf, dass die Verhandlung um 10 Uhr weitergeht. Dann wird der Kollege voraussichtlich entweder einen weiteren Befangenheitsantrag gegen das Gericht stellen oder eine Gegenvorstellung zu dem ablehnenden Beschluss der Kammer abgeben. Darüber wird dann wieder beraten werden müssen, was weitere Pausen nach sich ziehen wird. Ob es danach heute überhaupt noch weiter geht, steht in den Sternen. „Same procedure as every day“, könnte man meinen. Und die Angeklagten, die sehnlich ein Ende des Verfahrens und der Ungewissheit über ihre Zukunft erstreben, werden weiter auf die Folter gespannt.
Kategorie: Strafblog
Permalink: Zähe Verhandlung im Piratenprozess – Keiner weiß, wie´s weitergeht
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